Samstag 20. September 2025

Sr. Christine Rod: "Ordensleben wird immer Relevanz haben"

Schwester Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, spricht im Kathpress-Interview über die heimischen Orden in der Phase der Neuorientierung, Freiräume für Gott, Ordensfrauen in Leitungspositionen und spirituelle Angebote der Orden.

"Ordensleben wird immer Relevanz haben. Menschen, die in verbindlichen Gemeinschaften ihren Glauben leben und sich gemeinsam für etwas einsetzen, wird es immer geben." - Davon hat sich einmal mehr Sr. Christine Rod, die Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz, im Kathpress-Interview überzeugt gezeigt. Auch wenn die Zahl der Ordensleute gerade in Österreich bzw. Mitteleuropa zurückgeht.

 

Derzeit gebe es rund 4.100 Ordensleute in Österreich. Viele Jahrhunderte habe es aber in Österreich aber nicht mehr als vielleicht tausend Ordensleute gegeben. Erst im 19. Jahrhundert hätten die Orden mit den großen Sozial-, Gesundheits- und Bildungswerken auch personell so stark zugelegt. Das habe vor allem die Frauenorden betroffen. Rod sprach von "Flaggschiffen, die den europäischen Wohlfahrtsstaat wesentlich mit aufgebaut haben". Diese Epoche sei nun freilich vorbei, so die Ordensfrau von den "Missionarinnen Christi". Die Ordenskonferenz-Generalsekretärin sprach von einer Umbruchssituation bzw. Neuorientierung für die Orden. Die entscheidende Frage sei auch: "Was brauchen Menschen heute in einer säkularen oder post-säkularen Gesellschaft?" Auf jeden Fall "Menschen, die irgendwie mit diesem Gott leben und davon auch etwas weitergeben".

 

Im Blick auf die Frauenorden sagte Sr. Christine Rod, dass Ordensfrauen heute auch ein Stück gesellschaftlicher Wirklichkeit widerspiegeln würden. Junge Ordensfrauen seien hochgebildet und oftmals in führenden Positionen tätig. Rod: "Wenn heute eine Frau wie Sr. Teresa Schlackl im St. Josef Krankenhaus als Werte- und Ethikverantwortliche in der höchsten Führungsetage tätig ist, dann ist das so ein Beispiel, wo Ordensfrauen aus ihrer Spiritualität heraus mit ihren Ausbildungen, Fähigkeiten und Kompetenzen wichtige Impulsgeberinnen sind."

 

Freilich, die überwiegende Mehrheit der Ordensfrauen sei alt. Doch auch diese gealterten Gemeinschaften hätten ihre Bedeutung, wenn es gelte, "den Freiraum für Gott offen zu halten".

 

Rod verwies auf das nachsynodale Schreiben "Vita Consecrata" von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996, in dem es darum geht, dass durch die Orden Gottes Wirken in der Welt spürbarer bzw. die Welt menschlicher und gerechter werden soll. "Unser Leben und Wirken als Ordensleute soll für andere einen positiven Unterschied ausmachen", so die Ordensfrau.

 

"wirksam und gegenwärtig"

 

Die Ordensgemeinschaften setzten sich auf vielfältige Weise für ein gutes Leben in Österreich ein, betonte Rod; sei es in den Bereichen Spiritualität, Bildung, Gesundheit, Pflege, Kultur, Mission, Soziales oder Schöpfungsverantwortung. Bei den Ordenstagungen von 27. bis 30. November im Wiener Kardinal-König-Haus soll dies wieder deutlich herausgearbeitet werden. Die Tagungen stehen unter dem Motto "wirksam und gegenwärtig".

 

Beim "Österreichischen Ordenstag" am 28. November wird zuerst der frühere Gesundheitsminister Rudolf Anschober über "Wirksamkeit in der Öffentlichkeit" sprechen. Der Psychotherapeut und Regisseur Johannes Neuhauser spricht im Anschluss über "Wirksamkeit durch Spiritualität". Die in San Salvador lehrende Theologin und Ordensfrau Martha Zechmeister beleuchtet schließlich das Thema "Wirksames Ordensleben". Wirksamkeit sei nicht immer messbar, so Rod, "aber jedenfalls erkennbar und damit öffentlich".

 

Institut Österreichischer Orden

 

Wie die Generalsekretärin der Ordenskonferenz weiter berichtete, komme aufgrund der Altersstruktur der Orden dem Institut Österreichischer Orden immer größere Bedeutung zu. Das Institut ist eine Einrichtung der Österreichischen Ordenskonferenz mit dem Zweck, Ordensvermögen zu übernehmen und dieses für die Interessen und Anliegen der Orden zu verwalten und zu entwickeln. Ziel ist die nachhaltige Verwaltung von Liegenschaften, Unternehmensanteilen, Kulturgütern und sonstigen Vermögen, um Werken der Ordensgemeinschaften eine Zukunft zu geben und neue Initiativen im Sinne der Ordensanliegen zu ermöglichen. So bleibe Ordensvermögen nachhaltig in Ordenshand, bekräftigte Rod. Das sei letztlich auch ein Beispiel für die Wirksamkeit der Orden.

 

Ein ganz anderer Bereich sei die Spiritualität. Derzeit läuft beispielsweise ein von der Ordenskonferenz angebotener mehrjähriger Spiritualitäts-Lehrgang unter dem Motto "glauben und leben", der zu den Spuren und Wurzeln des Christlichen hinführen soll. Ein zweiter aktueller spiritueller Lehrgang - "führen und leben" - ist vor allem an Führungskräfte gerichtet. Solche Lehrgänge wolle man künftig verstärkt anbieten, erklärte Sr. Christine.

 

Erwartungen an Weltsynode

 

Auf die Weltsynode in Rom angesprochen, stellte Rod im Kathpress-Interview "durchaus bemerkenswerte neue Akzente" fest. Wenn das Abschlusspapier bei den angeführten Themen im Dreischritt "Konvergenzen - Zu behandelnde Themen  - Vorschläge" vorgehe, dann sei das neu. Freilich: Bei allen positiven synodalen Gesprächserfahrungen sei es nun an der Zeit für Unterscheidungen und Entscheidungen. Im Blick auf die Frauenfrage bezeichnete es Rod als positiv, dass bereits 54 Frauen mit Stimmrecht mit dabei gewesen waren.

 

Christine Rod, geboren 1959 in Niederösterreich, studierte nach der Matura in Laa an der Thaya in Wien Theologie und Germanistik. Von 1985 an stand sie im pastoralen Dienst der Erzdiözese Wien. Zwischen 1990 und 1992 verbrachte sie dabei einen Studienaufenthalt auf den Philippinen. Im Jahr 2000 trat Rod in die Gemeinschaft der Missionarinnen Christi ein. Von 2003 bis 2013 leitete sie den Bereich Ordensentwicklung im Kardinal-König-Haus. 2013 übernahm sie für sechs Jahre die Regionalleitung der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich. Nach einer Sabbatzeit in Israel kehrte Rod nach Österreich zurück. Seit Mai 2020 ist sie Generalsekretärin der Ordenskonferenz.

 

Sr. Christine Rod

Schwester Christine Rod, Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz. 
© Magdalena Schauer

 

 

4.100 Ordensleute wirken in Österreich

 

In Österreich leben und wirken aktuell rund 4.100 Ordensleute, verteilt auf annähernd zwei Drittel Ordensfrauen und einem Drittel Ordensmänner. Das geht aus der Statistik der Österreichischen Ordenskonferenz für das Jahr 2022 hervor. (Aktuellere Zahlen liegen derzeit noch nicht vor.)  Mit Stichtag 1. Jänner 2022 gab es in Österreich demnach 4.125 Ordensleute in 192 Ordensgemeinschaften. (2021 lag die Zahl bei 4.310, im Jahr 2020 bei 4.507.) 2022 gab es insgesamt 2.673 Ordensfrauen und in den Männerorden 1.452 Patres und Brüder. Die Zahlen gehen jedes Jahr zurück.

 

Als wichtiges Betätigungsfeld von Ordensgemeinschaften in Österreich zählen unverändert der Schulbereich sowie das Spitalswesen. So betrug die Anzahl der Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2022/2023 an den 191 Ordensschulen in Österreich ca. 52.000. Die Orden wirken auch im Gesundheitsbereich und betreiben 23 Ordenskrankenhäuser, 38 Pflegeeinrichtungen und mehrere Kur- und Gästehäuser. Die Ordensspitäler beschäftigen im Gesundheitsbereich aktuell rund 26.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. Außerdem werden 25 Exerzitien- und Bildungshäuser von den Orden betrieben.

 

Die Ordensgemeinschaften verfügen zudem über 500 Archive und Bibliotheken mit einem Gesamtbestand von 4,5 Millionen Büchern und etwa 30.000 Regal-Laufmetern Akten. Dazu kommen fast 120 Museen, Schatzkammern und Sammlungen.

 

Offizielle Statistiken

 

Die von der Österreichischen Bischofskonferenz (im September 2023) veröffentlichten Zahlen der amtlichen Kirchenstatistik für das vergangene Jahr unterscheiden sich im Blick auf die Orden etwas von den Zahlen der Ordenskonferenz. Die Zahl der in Österreich wirkenden Ordenspriester betrug demnach im Jahr 2022 1.226, die Zahl der Ordensbrüder 359, in Summe 1.585.

 

Für die Ordensfrauen in Österreich weist die amtliche Statistik 2022 2.828 Schwestern aus. Macht in Summe 4.413 Ordensleute und damit etwas mehr als die Zahlen der Ordenskonferenz belegen. - Die statistische Auswertung zu den Ordensangehörigen ist insofern mit Vorbehalt zu betrachten, als sich Ordensprovinzen oft über mehrere Länder erstrecken, und die Zuordnung einzelner Ordensmitglieder zu bestimmten Ländern bzw. auch Diözesen nicht einfach ist.

 

Kathpress-Themenpaket zu den Orden in Österreich abrufbar unter www.kathpress.at/ordenstagungen

 

Kathpress

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