Auf dem Jakobsweg in Österreich
Erster Teil: Von Lambach nach Salzburg (25.05. - 28.05)
Irgendwann in den letzten Monaten ist die Idee in mir gewachsen, den Jakobsweg zu gehen: ob ich ihn bis Santiago de Compostela in Spanien schaffe, muss sich erst herausstellen. Ich dachte mir ich fange mal zu Hause an.
Da ich den Weg von Lichtenberg bis Lambach schon einmal gegangen bin (bei der Dekanats-Pilgerwanderung vor vier Jahren) habe ich als Ausgangspunkt Lambach an der Traun gewählt.
24.05: Den ersten Tag begleiteten mich Hans Leonhardberger (Ehemann von Christine L., die bei uns in Lichtenberg im Rahmen der Ausbildung zur Pastoralassistentin praktiziert hat) und Richard, ein Freund aus der Studienzeit.
Am Mittwoch den 24.05. fuhren Hans und ich zum Bahnhof Lambach, wo wir Richard trafen und am Vormittag starteten.
Zuerst gings hinein nach Lambach mit kurzem Besuch der Stiftskirche und dann weiter zu Dreifaltigkeitskirche Stadl-Paura mit ihrer einzigartigen Lage über der Traun und ihrer besonderen Bauweise mit drei gleichen Seiten, drei Altären, drei Orgeln…., was für mich das Wesen der Dreifaltigkeit in genialer Weise zum Ausdruck bringt!
Auf Schotterwegen wanderten wir weiter entlang der Ager, dann auf Nebenstraßen, Rad- und Gehwegen nach Schwanenstadt und über Attnang-Puchheim bis Vöcklabruck. Dort bestieg Richard den Zug zurück nach Lambach, während Hans und ich uns in unserem Quartier ausruhten und stärkten.
Der erste Tag war geschafft, die ersten Schritte getan; der Körper meldete sich wegen der ungewohnten Belastung mit Schulter- Kreuz- und Hüftbeschwerden – spannend, obs besser oder schlechter wird?
25.05: Christi-Himmelfahrt!
Hans und ich starteten mit einem spirituellen Impuls in der Kirche St. Ulrich; durchs Südtor des Stadtplatzes gingen wir zur Ager, den Fluss entlang bis Oberthalheim, wo wir noch den letzten Teil des Christi-Himmelfahrts-Gottesdiestes mitfeiern konnten.
Nach einer kurzen Rast in Timelkam setzten wir den teilweise sehr schön entlang der Dürren Ager verlaufenden Weg fort hinauf nach Gampern. Die dortige Remigius-Kirche ist mit einem wunderbaren spätgotischen Flügelaltar ausgestattet. Zu Mittag kehrten wir in Witzling ein, erreichten dann über Vöcklamarkt und Mösendorf – zuletzt über angenehme Wiesen- und Waldwege – kurz nach 5 Uhr Nachmittag - Frankenmarkt. Dort verabschiedete ich mich von Hans, der gerne noch mitgegangen wäre, aber leider nach Hause zu seiner „Baustelle“ musste!
Es war heute ein großteils sehr schöner Weg, abwechslungsreich entlang von Bächen und Flüssen durch Wiesen und Wald, teilweise aber auch mit „Asphalt-Hatschern“!
So wie im „richtigen Leben“: manchmal schön und abwechslungsreich, gelegentlich aber auch mühsam und anstrengend!
26. 05: Der erste Tag, den ich alleine gegangen bin: eine neue, spannende Erfahrung!
Nach einem netten Gespräch mit der aus Ungarn stammenden Kellnerin des Gasthauses, in dem ich übernachtet habe („...das derzeitige System in Ungarn ist ein Selbsbedienungsladen der Mächtigen…..“) ging ich motiviert los, „verlief“ mich aber gleich im Übereifer im Wald, fand aber bald wieder den richtigen Weg (auch beim Weg-Suchen ist das Wichtigste, dass man die Aufmerksamkeit nicht verliert!).
Ein paar Kilometer nach Frankenmarkt wurde ich von einem netten „Pilger-Hütten-Betreiber“ auf ein Getränk (samt Schnapserl) eingeladen; er hatte sogar einen Pilgerstempel bei seiner Hütte!
Die Landschaft wird „vor-alpin“, mit sehr schönen Aussichten auf die Berge (u.a. Drachenwand, Schafberg...), die Wege verlaufen aber leider überwiegend auf Asphalt, man kann aber meistens auf das geschotterte Bankett ausweichen.
Vorbei am Nordufer des Zellersees gings über ein Höhenrücken hinauf, wo ich einer Wallfahrer-Gruppe begegnete, die einen Gang zur Sommerholz-Kapelle gemacht hatten.
Danach führt der Weg schon hinunter in Richtung Wallersee mit wunderschönem Ausblick auf die umliegenden Ortschaften und die dahinter liegenden Berge (sogar der Untersberg wird schon sichtbar…).
Habe unterwegs mit einem Bauern gesprochen, der mir erzählt hat, dass seine Frau von einer Kuh lebensgefährlich verletzt wurde und nach seinem Gelübde, dass er eine Kapelle errichten wird, überlebt hat – die Kapelle steht vor seinem Haus!
Nach einer Stärkung in „Toni‘s Bauernschänke“ ging ich in nachmittäglicher Hitze bis zu meinem nahe dem Wallersee gelegenen Quartier.
Abend schlenderte ich noch nach Neumarkt am Wallersee, wo ich mir zwei Biere in einem Gastgarten gönnte - das war Genuss pur nach diesem sehr warmen Tag!
Übrigens: mein Körper gewöhnte sich langsam ans Gehen und das Tragen des Rucksackes – meine Beschwerden verschwanden nach und nach beinahe vollständig!
DAS, WAS GRÖSSER IST ALS WIR, zeigt uns, wie wir gut leben können (indianische Weisheit, zitiert von Peter Müller).
27.05: Der Chef der Pension, in der ich übernachtet habe, hat mit mir netterweise Christa und Elfi, die beide diesen Tag mit mir gegangen sind, vom Bahnhof Neumarkt abgeholt. Also wieder ein Tag mit Begleitung: wie schön!
Bei gutem warmem Wetter gingen wir zuerst auf einem Waldweg den Wallersee entlang, rundum waren die Bauern am Heu-Ernten und es duftete entsprechend!
Bei der Einkehr in Eugendorf trafen wir auf die ersten „richtigen“ Jakobspilger, ein Gruppe aus N.Ö. die an diesem Tag ihre Pilgerung beendeten.
Nach Eugendorf ist der Weg zwar „asphaltig“, aber die Aussicht auf die Berge und mehr und mehr auch auf die Stadt Salzburg wird immer beeindruckender!
„Seid‘s auf‘m Weg“ sprach uns ein Autofahrer an, der stehenblieb: er erzählte uns, dass er gerade aus Spanien zurückgekommen ist, wo er von Südspanien bis Santiago gegangen war!
Die Wallfahrtskirche Maria Plein mit wunderbarer Aussich auf Salzburg und die dahinterliegenden Berge war der Höhepunkt dieses Tages.
Am Bahnhof in Salzburg verabschiedete ich mich von meinen zwei Begleiterinnen, die wieder zurück nach Linz fuhren. Ich hingegen fuhr mit dem Zug nach Freilassing, wo ich bei einem Freund übernachten konnte.
Ein schöner Tag in wunderbarer Landschaft und in netter Begleitung – was kann man sich mehr wünschen?
28.05. (Sonntag): habe an diesem Tag Rasttag gemacht d.h. gmütliches „Tschün“ bei meinem Freund Schorsch in Freilassing; am späteren Nachmittag dann Fahrt mit Bahn und Bus nach Lofer zum Ausgangspunkt der nächsten Etappen. Die Strecke zwischen Salzburg und Lofer sind Inge und ich schon vor drei Jahren einmal gegangen, weshalb ich sie ausgelassen habe.